Die Große Schere
Stadtprojekt beim Impulse Theater Festival 2020 und 2021
Bis zum Festivalabschluss am 13.06.2021 stand hier die Behauptung, das STADTPROJEKT wäre eine Monumentalskulptur in Form einer großen Schere: eine 120 Meter hohe Versinnbildlichung der Vermögensunterschiede in Mülheim, platziert mitten in der Ruhr. Am letzten Festivaltag wurde das Kunstwerk enthüllt. Doch was hier das Licht der Öffentlichkeit erblickte, war keine Stahlskulptur, sondern eine andere Art von Kunstwerk – eine alternative Realität, zwar wie die Behauptung der großen Schere von der Künstler*innengruppe Club Real gestaltet, aber gleichzeitig ganz echt: der Verein Eigentum verpflichtet e.V. mit der von ihm engagierten Integrationsbeauftragten für Menschen mit Vermögenshintergrund, Barbara Schmidt. Der Verein und die Integrationsbeauftragte waren bereits seit Monaten in Mülheim aktiv und traten als Kooperationspartner des STADTPROJEKTS auf. Dass die Künstler*innen den Verein gegründet und die Kampagne entwickelt hatten, blieb der Öffentlichkeit jedoch bis zur Enthüllung verborgen.
Genauso echt wie die Integrationsbeauftragte war auch die Empörung über die angekündigte Monumentalskulptur DIE GROSSE SCHERE – obwohl die Künstler*innen den Entwurf für das Kunstwerk bewusst so übertrieben hatten, dass sie fest davon überzeugt waren, dass niemand ernsthaft an die Realisierung der Skulptur glauben würde. Offenbar war es in der öffentlichen Wahrnehmung aber trotzdem naheliegender, dass ein derartiges Projekt realisiert wird, als dass ernsthaft über die gesellschaftliche Integration von Menschen mit Vermögenshintergrund nachgedacht wird. Trotz aller Bemühungen mit Informationsständen an belebten Plätzen, Hausbesuchen, Postwurfsendungen, Pressemitteilungen und einer umfangreichen Social-Media-Kampagne konnte keine einzige vermögende Person erfolgreich integriert werden.
Was ist wirkmächtiger? Ein Verein, der tatsächlich versucht, Integrationsarbeit zu leisten und Menschen zur gesellschaftlichen Teilhabe zu bewegen, oder ein Kunstwerk, das die Ungleichheit der Gesellschaft zwar abbildet, aber nie gebaut werden wird?
Dokumentarfilm DIE GROSSE SCHERE/Eigentum verpflichtet e.V.
Das STADTPROJEKT – DIE GROSSE SCHERE/Eigentum verpflichtet e.V. ist eine Koproduktion von Club Real, Ringlokschuppen Ruhr und Impulse Theater Festival in Zusammenarbeit mit Eigentum verpflichtet e.V., gefördert von der Kunststiftung NRW und dem Fonds Darstellende Künste.
Club Real: Paz Ponce, Mathias Lenz, Marianne Ramsay-Sonneck, Georg Reinhardt
Integrationsbeauftragte für Menschen mit Vermögenshintergrund: Barbara Schmidt
Dokumentationsfilm, Pressesprecher Eigentum verpflichtet e.V.: Valentin Scholz
Social Media Eigentum verpflichtet e.V.: Lena Busse
Dramaturgie: Haiko Pfost, Wilma Renfordt
Produktionsleitung: Zsolt Káldy, Theresa Heußen
Produktionsassistenz: Anna Jungfer
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